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Vier Tage Verwaltungsgericht

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Beitrag  Lord Asmodis So Okt 25, 2009 9:06 pm

Zu Behörden hat ja jeder seine eigene Meinung, man denke da nur mal an die Arge (dieser Haufen kommt bei mir nie gut weg). Allerdings will ich mich über die diesmal nicht auslassen, die bekommen sicher zu einem anderen Zeitpunkt wieder ihr Fett weg!
Ich hatte das große Vergnügen, zu einem kleinen Teil mal im Verwaltungsgericht den Leuten auf die Finger zu kucken. Wie arbeiten die? Stimmt das Gerücht, dass in der Justiz nur Kaffee getrunken wird, besonders im Bereich "Verwaltung", immerhin ja ein Bereich, worin sich die BRD als ungeschlagener Weltmeister seit Jahrzehnten behauptet. Ne, jetzt echt! Also mal ganz ehrlich, gibt es ein Land, in welchem besser Bürokratie verwaltet wird, als in Deutschland? Nein! Doch zurück zum Thema: wie bin ich in diesen Genuss gekommen? Nun - ich arbeite ja bei einer Umzugsfirma. Im Zuge einer öffentlichen Ausschreibung bekam just diese Firma den Zuschlag, das Archiv eines Verwaltungsgerichtes umzuzuziehen. Wie sich herausstellte, war dies allerdings eine Umlagerung und kein Umzug, denn das Archiv wanderte vom dritten Obergeschoss in das Dachgeschoss von ein und dem selben Haus (eine Treppe). Ist auch egal, wir hatten den Job - dass sich mein Chef da vollkommen verkalkuliert hatte, was die Zeit betraf, steht auf einem anderen Blatt (hatte auf jeden Fall den Vorteil, dass wir alle zeigen konnten, was in uns steckt, denn wir schafften den Umzug, was im Laufe des Umzuges der ein oder andere von den Kollegen schon bezweifelte). Das Archiv beinhaltet tausende von Akten, Ordner, Registern, Karteien und Bücher von verschiedenen Kammern. Wir mussten die Akten (Hängeakten) entnehmen (da zeigte sich die Fehleinschätzung seitens unserer Firma, denn die Akten waren nicht einfach eingehängt, sondern eingehakt - wohl deswegen, damit die Akten nicht herunterfallen konnten). Das Aushaken der Akten nahm sehr viel Zeit in Anspruch. Man konnte keine großen Stapel entnehmen, sondern musste die Dinger teilweise einzeln aushaken, weil die ein oder andere Akte sich gegen das Aushaken wehrte. Klar, wenn ich eine Hängeakte wäre, würde ich mich auch wehren, wenn ich ein paar Jahre vor mich hingestaubt hätte und dann kommt auf einmal so ein langhaariger Vampir und hakt mich einfach aus - Frechheit! Für die Akten ging es dann in einen Karton, selbiger auf eine Sackkarre. Diese wurde dann an eine bestimte Treppe gefahren, die Kartons wurden nach oben getragen und dort von Justizangestellten wurden diese dann wieder ausgeräumt, damit die Akten wieder in Ruhe vor sich hin hängen können. Die Regale, in welchen die Akten hingen, mussten dann nach und nach abgebaut werden, nach oben getragen werden und wieder aufgebaut werden, schließlich brauchen die Akten ja wieder eine neue "Heimat". Eine langwierige Sache, zumal wir aufpassen mussten, dass wir nix durcheinander bringen, da die Akten ja sortiert nach oben gelangen mussten. Also ließen wir uns eine besondere Beschriftung für die Kartons einfallen, die selbst ein gestandener Justizangesteller schluckte.
Schon zu Anfang gab es eine Panne! Ich war gerade beim Einpacken, als ein Justizangestellter kam und meinte, dass von einem Jahrgang sage und schreibe 100 Akten fehlen würden!! Ich machte ihm klar, dass ich alles eingepackt hätte und nichts mehr von diesem Jahrgang da wäre. Er meinte dann nur, dann müsse er mal in den Karteien nachschauen (die hatten wir noch nicht angefasst, auf Anordnung), doch hoppla! Die gesamten Karteien von diesem Jahrgang waren auch weg!!!!!!! An dieser Stelle muss ich mal sagen, um was für Akten es beim OVG geht. Sehr häufig geht es dabei um Dinge, welche die Abschiebung eines Bürgers betreffen, oder aber auch Klagen gegen Behörden wie Landkreis, Stadt oder auch, als Beispiel, die Post. Allerdings sind da auch Akten, welche disziplinarische Maßnahmen beeinhalten oder Klagen gegen die Polizei (auch von Polizisten), oder auch Beschwerden gegen Behörden etc. Nun - wenn solche Akten einfach so verschwinden, gleich mitsamt den Karteien, würde ich mich mir Gedanken machen, kann ja sein, dass da jemand eine bestimmte Akte hat verschwinden lassen und damit es nicht auffällt, um welche es geht, hat da wohl jemand ganze Arbeit geleistet. Ob die Suche nach den verschwundenen Akten (hatten sich im Laufe des Umzugs nicht wieder eingefunden) irgendwann mal eine Sache der Polizei wird, bleibt mal dahingestellt, doch finde ich es bedenklich, wenn ein Justizangestellter in solche einem Fall sagt: "egal"!!! Es gab ansonsten keine weiteren Pannen. Die Akten, Ordner, Regale, Bücher (ein Buch war sehr interessant, doch wagten wir keinen Blick in Akten oder Bücher, ein Buch hatte den Titel: Urteile und Beschlüsse von 1939 bis 1954!!!) kamen alle sicher nach oben, wurden auch sofort wieder gut sortiert eingehängt und weggepackt. Alles lief wie ein Uhrwerk. Es zeigte sich, dass auch Beamte gut arbeiten können - ob dies bei diesem Projekt eine Ausnahme war (um mal an das Gerücht anzuknüpfen, Beamte würden nix tun), entzieht sich meiner Kenntnis, grins!
Natürlich hatten wir auch unsere Pausen - und da kommen wir gleich zu einem anderen Gerücht, nämlich, dass in Behörden nur Kaffee getrunken wird. Nun, wir hatten ganz klar Kontakt zu der ein oder anderen Justizangestellten. Man traf sich im Raucherzimmer, redete miteinander - und klar bekamen wir Kaffee!!!! Einen sehr guten sogar noch dazu! Allerdings währten unsere Pausen, als auch die von den netten Damen, nicht lange, denn schließlich musste wieder gearbeitet werden. Am Freitag dann nahmen wir unseren Abschied. Ich bin froh, dass wir den Umzug gut rumgebracht hatten - ich kann keine Akten mehr sehen, doch der Kaffee wird mir fehlen!
Die Stimme des Vampir verstummt nun - bis zum nächsten Mal, Euer
Asmodis
PS: Liebe Monika, wenn Du diese Zeilen gelesen hast und mir hoffentlich nicht allzu sauer bist, dann melde Dich doch mal, ob es nun dabei bleibt, dass wir zum Chinesen gehen, würde mich sehr freuen!
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